„Gestern noch Fußball gespielt – heute versagen die Beine“
Heinz-Dieter war immer ein sportlicher und geselliger Mensch. Er spielte mit Freunden Fußball, tanzte und feierte sehr gerne. Das änderte sich 1996 ganz plötzlich. Eines morgens versagten seine Beine, er konnte sie nicht mehr bewegen. „Der Befehl aus dem Gehirn war da, aber der Körper gehorchte nicht mehr.“
Nach einer Phase des Abwartens schleppte er sich zwei Tage später dennoch zur Arbeit. Doch während einer Kontrolle auf der Baustelle passierte es: Seine Beine versagten erneut, und er fiel auf die Gleise. Zum Glück war das Gelände gesperrt, aber die Unsicherheit war groß. Seine Kollegen brachten ihn ins Krankenhaus, in dem umfassende Untersuchungen durchgeführt wurden, bis er schließlich die Diagnose erhielt: Guillain-Barré-Syndrom (GBS). Einige Tage später, während er sich noch im Krankenhaus befand, kam sein behandelnder Professor erneut zu ihm: „Sie haben nicht nur das GBS, sondern CIDP. Das ist die chronische Variante.“
Damit war klar, dass sich aus dem ursprünglich akuten Verlauf eine seltene, chronisch-entzündliche Erkrankung des peripheren Nervensystems entwickelt hatte.
„Drei Monate total gelähmt – und dann kam der Kampfgeist“
Die ersten Monate nach der Diagnose waren eine große Herausforderung für Heinz-Dieter. Drei Monate lang lag er vollständig gelähmt im Krankenhausbett. Die Gedanken drehten sich im Kreis: Sollte das sein Leben sein? Nur daliegen, nichts tun können? Doch eine Schlüsselszene brachte die Wende.
Bei einer Visite fragte er den Professor, ob er jemals wieder laufen könne. Die Antwort war klar und direkt: „Ich versuche alles, damit das klappt – aber wenn ich merke, dass Sie sich hängen lassen, dann trete ich Ihnen in den Arsch.“ In diesem Moment wurde Heinz-Dieter bewusst: Wenn andere für ihn kämpfen, muss er selbst auch kämpfen. Ab diesem Tag arbeitete er nicht nur an seinem Körper, sondern auch an seiner inneren Haltung, an Zuversicht, Geduld und dem Glauben an sich selbst.
„Ein kleiner Zeh, eine große Hoffnung“
Eines Morgens spürte er plötzlich ein leichtes Zucken im großen Zeh. Für viele mag das banal klingen – für ihn war es der erste Schritt zurück ins Leben. Als die Pflegefachkraft sah, dass er seinen Zeh bewegen konnte, nahm sie ihn in den Arm, und beide weinten. Von da an machte Heinz-Dieter stetige Fortschritte und ist heute wieder in der Lage eigenständig zu gehen.
„Mein Leben heute: anders, aber lebenswert“
Heinz-Dieter kann nicht mehr Fußball spielen, keine ausgedehnten Wanderungen mehr unternehmen – aber er hat gelernt, sein Leben neu zu gestalten. Auch wenn er sich in manchen Momenten missverstanden fühlt, etwa wenn seine Gangunsicherheit von anderen falsch interpretiert wird, hat er für sich eine klare Haltung entwickelt: Nicht vorschnell urteilen, sondern nachfragen.
Seine Familie, seine Freunde und die Arbeit in der Selbsthilfe geben ihm Kraft. Schon früh hat er sich geschworen: „Wenn es mir besser geht, werde ich dafür sorgen, dass diese seltene Erkrankung bekannter wird.“
„Es gibt Hoffnung – und die Forschung geht weiter.“
Heinz-Dieter bleibt optimistisch. Die Therapie ermöglicht ihm ein stabiles Leben, und er verfolgt die internationalen Forschungsergebnisse genau. Seine größte Hoffnung? Dass die Wissenschaft weiter Fortschritte macht – nicht nur für sich selbst, sondern für alle Betroffenen. Denn für ihn ist klar: Jeder kleine Fortschritt zählt.